OPEC+ im Fokus

OPEC+ Meeting am Sonntag: Förderpolitik wohl unverändert
Nachdem der erhoffte Durchbruch im Ukraine-Friedensprozess bisher ausgeblieben ist, verlegt sich der Fokus der Marktteilnehmer zum Ende der Woche auf das OPEC+ Meeting am Sonntag. Mit echten Überraschungen ist allerdings auch hier nicht zu rechnen, wenn man den Stimmen aus dem Umfeld des Produktionsbündnisses Glauben schenkt.

So dürfte die OPEC+ ihre Fördermengen unverändert belassen. Die acht OPEC+-Länder, die 2025 mit dem Abbau ihrer freiwilligen Förderkürzungenbegonnen hatten, dürften demnach laut OPEC-Insidern ihre im Oktober getroffene Entscheidung bestätigen, die Förderanhebungen im ersten Quartal 2026 zu pausieren.

Darüber hinaus will die OPEC+ sich auf einen Mechanismus zur Bewertung der maximalen Produktionskapazitäten ihrer Mitglieder einigen. Seit Jahren schon ist die Grundlage für die Festlegung der Förderquoten und nationaler Förderziele ein Diskussionsthema innerhalb der Gruppe. Am Sonntag könnte nun eine neue Regelung verabschiedet werden, die als Referenz für die Produktions-Basiswerte ab 2027 dienen soll.

Für Sonntag sind insgesamt vier virtuelle Treffen geplant. Den Auftakt machen die 12 OPEC-Minister um 14:00 Uhr. Es folgen Sitzungen des Gemeinsamen Ministeriellen Überwachungsausschusses (JMMC), dann die OPEC+-Vollversammlung sowie abschließend ein Treffen der acht Kernmitglieder, die sich an den freiwilligen Förderkürzungen beteiligt haben.

Marktlage
Auch am heutigen Black Friday, dem Tag nach Thanksgiving, bleibt der Handel an ICE und NYMEX ausgedünnt. Insgesamt steuern die Kurse mit dem Ende des Novembers auch auf den vierten Monatsverlust in Folge und damit auf die längste Verlustserie seit 2023 zu.

Marktrelevant bleiben dabei heute das OPEC+-Treffen am Wochenende sowie die von den USA vorangetriebenen Bemühungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges. Die große Hoffnung auf einen schnellen Waffenstillstand ist inzwischen allerdings wieder merklich abgeflaut.

So hatte sich gestern auch erstmals seit längerem wieder Wladimir Putin zu Wortgemeldet und zwar grundsätzliche Gesprächsbereitschaft signalisiert, doch erneut hatte er auf die sehr starren Positionen Russlands gepocht, die eine Annäherung an Kiew quasi unmöglich machen. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff soll in der kommenden Woche nach Moskau reisen und weitere Verhandlungen führen.

Ein Ende des Konflikts hätte sicherlich einen Effekt am Ölmarkt, wenn auch in Händlerkreisen darüber diskutiert wird, wie dieser aussähe. Fakt ist: Russland ist einer der größten Ölproduzenten weltweit, seine Lieferungen unterliegen jedoch harten westlichen Sanktionen. Eine mögliche Lockerung dieser Beschränkungen im Zuge eines Abkommens könnte bislang blockierte Mengen wieder für Abnehmer wie China, Indien und die Türkei verfügbar machen.

Wie sich ein solches Ergebnis auf die Ölpreise auswirken würde, ist jedoch offen, gibt Mukesh Sahdev von XAnalysts Pty zu bedenken. „Es könnte einige Zeitdauern, bis ein mögliches Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russlandzustande kommt, so dass Russland möglicherweise versuchen wird, einige Barrel zu lagern, anstatt sie schnell zu verkaufen“. Dies könnte die Spotpreise zunächst sogar leicht stützen, bevor sie später unter Druck geraten, so Sahdev.

Insgesamt verlagert sich der Fokus der Anleger heute erst einmal wieder auf die OPEC+, die mit ihrer Förderpolitik ebenfalls das Potenzial hat, das erwartete Überangebot zu beeinflussen. Laut Insiderangaben dürfte die OPEC+ ihre Fördermengen diesmal aber unverändert beibehalten und an ihrem Plan festhalten, die Produktionsausweitungen Anfang 2026 auszusetzen. Im Kern der kommenden Sitzung steht eine langfristige Überprüfung der Förderkapazitäten der Mitgliedsstaaten, die die Quotenverteilung ab 2027 beeinflussen könnte.

Klare Richtungsimpulse von fundamentaler oder geopolitischer Seite gibt es somit zum Ende der Woche und des Monats weiterhin nicht. Unsere Einschätzung bleibt damit heute neutral, auch wenn aufgrund des schwachen Handelsvolumens an den Börsen durchaus Kursschwankungen zu erwarten sind.

Bei den Inlandspreisen deuten sich heute im frühen Handel erste kleine Preisaufschläge an.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

Die Lienert + Ehrler AG übernimmt keine Haftung für Vollständigkeit und Richtigkeit der auf dieser Seite publizierten Informationen.