
Marktlage
Die beiden Rohölkontrakte legten zu Beginn der neuen Handelswoche erst einmal zu. Von der Störung an einigen Handelsplattformen der CME-Group, zu der es am Freitag gekommen war, war keine Rede mehr. Zwar hatte diese vor dem Wochenende noch für Verunsicherung an den Märkten gesorgt und auch den Dollar zeitweise steigen lassen, da sie jedoch auf den Brückentag des Thanksgiving-Wochenendes und somit auf einen ohnehin ausgedünnten Handel fiel, hielten sich die Auswirkungen auf die Ölpreise in Grenzen.
Auch das Ergebnis der OPEC+-Vollversammlung vom Sonntag fiel den Erwartungen entsprechend aus und gab den Ölfutures am Montag daher keine stärkeren Impulse. Die Allianz bekräftigte die Ankündigung der acht Länder, die ihre Fördermengen seit nunmehr knapp zwei Jahren freiwillig stärker drosseln als nötig, dass die Lockerung dieser Zusatzkürzungen im ersten Quartal 2026 ausgesetzt werden. Darüber hinaus diskutierte man über einen Mechanismus zur Bestimmung der maximalen Produktionskapazität der einzelnen OPEC+-Länder, um basierend darauf die Produktionsvorgaben für 2027 ausarbeiten zu können.
Stärkeren Einfluss auf die Ölfutures hatten dagegen zu Beginn der neuen Handelswoche die geopolitischen Entwicklungen. Besonders der erneute Drohnenangriff der Ukraine auf den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk, der den Betrieb des Exportterminals störte, stützte die Kontrakte. "Die Militäraktion untermauert unsere Ansicht, dass ein Friedensabkommen in absehbarer Zeit höchst unwahrscheinlich ist und dass die Diesel-/Gasölmärkte kurz davor stehen, den Komplex wieder in Schwung zu bringen", erklären die Analysten von Ritterbusch and Associates in einer Mitteilung zu dem Vorfall. Im gestrigen Tagesverlauf gab das Ölunternehmen Chevron zwar an, dass die Verladungen in Noworossijsk wiederaufgenommen worden seien, ein Risiko für das Ölangebot bleiben die Drohnenangriffe der Ukraine auf die russische Energieinfrastruktur allerdings dennoch.
Der einzig neue Faktor, der zuletzt als Einflussfaktor für die Ölpreisehinzukam, ist laut Suvro Sarkar, Experte für den Bereich Energie bei DBS, allerdings die angespannte Lage in Venezuela. "Ein umfassender Konflikt ist zwar unwahrscheinlich, doch die aktuellen Ereignisse könnten das Landintern destabilisieren und die Ölproduktion und -exporte gefährden", so Sarkar. US-Präsident Trump hatte gestern seine Äußerungen vom Samstag, der Luftraum über Venezuela sollte als "vollständig gesperrt" betrachtet werden, wieder klein geredet, die Sorge vor einer militärischen Auseinandersetzung zwischen den USA und dem OPEC-Mitgliedsstaat bleibt jedoch bestehen.
Auf kurze Sicht wird die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer heute und morgen auch wieder auf die wöchentlichen US-Ölbestandsdaten übergehen. Wie üblich wird heute um 22:30 Uhr das API erst einmal seine Schätzungen veröffentlichen, bevor das US-Energieministerium (DOE) morgen um 16:30 Uhr seinen offiziellen Berichtsamt Daten zu Raffineriebetrieb, Produktion und Nachfrage herausgeben wird. Einige Analysten gehen laut der Nachrichtenagentur Reuters davon aus, dass die landesweiten Rohölvorräte der USA in der vergangenen Woche abgenommen haben, wohingegen die Produktvorräte gestiegen sein sollen.
An den Ölbörsen versuchen die Kontrakte heute Morgen noch, eine klare Richtung zu finden, wobei Gasoil nahe den Vortagestiefs notiert.